Die Gratianusstiftung basiert auf der langjährigen Sammlertätigkeit des Ehepaares Gabriele Straub und Hanns-Gerhard Rösch und wurde von ihnen im Jahre 2001 gegründet. Sie umfasst Werke aus der europäischen und außereuropäischen Kunstgeschichte von der Altsteinzeit bis zur Gegenwart. Die Stiftung wurde eingerichtet in den renovierten Räumen der Villa Gratianusstraße 11 aus dem Jahr 1909.

Ein leitender Gesichtspunkt war »die Farbe« als Substanz der Malerei, der sichtbaren Wirklichkeit und des Sehens selbst. Dieser Schlüssel aller visuellen Wahrnehmung gilt nicht nur für gemalte Bilder, sondern auch für Zeichnungen, für Vasen, Skulpturen und alle ästhetischen Objekte im Sinne der griechischen »Aisthesis«.

Die Sammlung ist nicht spezialisiert auf ein bestimmtes Gebiet (z.B. »moderne Kunst«) oder auf eine Region (z.B. Altamerika). Besonders geschätzt werden Meister wie Jawlensky, Morandi, Klee oder Matisse.

Auf der anderen Zeitseite gehören die Faustkeile oder Steinwerkzeuge vom Paläolithikum bis zum Neolithikum zu den großen ästhetischen Erfindungen der Menschheit. Wenn die Formqualität und der Leibbezug stimmen und der Kunstbegriff weit genug gefasst wird, kann man von Meisterwerken der Weltkunst sprechen, bei denen »freie« und »angewandte« Kunst noch nicht geschieden sind.

Wichtig ist für diese Sammlung die Verbindung von Sinnlichkeit und Spiritualität in der Spannung zwischen Subjektivität und Weltbezug. Die Bezüge der Werke untereinander und zur Architektur bestimmen die Platzierung gemäß Dynamik und Gewicht jedes einzelnen Stückes. Der globale ästhetische und inhaltliche Dialog über Zeit- und Kulturgrenzen hinweg bezieht sich auf Sehen und Sichtbarkeit und die Vorstellung und Gestaltung unserer Welt.